Diese Frage wurde Sandra Müller beim Ethik-Gespräch im Volontärskurs der Evangelischen Medienakademie Düsseldorf gestellt. Ihre Antwort:
Das ist so ähnlich wie mit der Zutatenliste auf der Tiefkühlpizza:
Die kuckt sich auch nur eine Minderheit an. Und doch hat jeder ein Recht darauf zu erfahren, was drin ist.
Und ob Radio oder Pizza: in beiden Fällen wird’s dann spannend, wenn auch die zunächst Uninteressierten mitbekommen, dass da was nicht stimmt. Denn gefälschter Käse auf der Pizza oder gefälschte Interviews im Radio – beides können sich viele zunächst gar nicht vorstellen. WENN sie es dann aber erfahren, sind sie nicht selten empört – zumindest aber desillusioniert.
Wer zum Beispiel bei Studioführungen die erstaunten Gesichter der Besucher sieht, die mitbekommen, wie die Moderatorin einem angeblichen Gast eine Frage stellt, die Antwort dann aber per Knopfdruck einspielt, der kennt die Reaktion: ″Ach. Da ist gar niemand da? Sooo geht das?″ Der nächste Schritt ist dann nicht mehr weit: ″Die beim Radio. Da ist eh alles inszeniert.″ Als Radiomacher verspielt man so schnell seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Hörer. Die aber sind die Grundlage unserer Arbeit.
Live-Fakes halten wir von FAIR RADIO außerdem für besonders problematisch, weil live zu senden DIE Stärke des Hörfunks ist. Kein anders Medium kommt seinen Nutzern so nahe wie der ″Echtzeit-Begleiter″ Radio. Eben deshalb wird diese Authentizität so gerne vorgetäuscht. Aber gerade dadurch zerstört man sie.
Der Etikettenschwindel lohnt sich also nicht, ist umgekehrt aber einfach zu vermeiden.
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