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WDR5: „Live-Anmutung“ im Podcast für Fake im Radio

Samstagmittag bei WDR 5: Es ist kurz nach zwölf Uhr. Moderatorin Steffi Orbach begrüßt die Hörerinnen und Hörer zu „Töne, Texte, Bilder – das Medienmagazin“. Nach einer kurzer Themenübersicht spricht Orbach über Joko und Klaas, denen gerade Fakes im Fernsehen nachgewiesen wurden. „Joko und Klaas gehören zu den Guten“, sagt Orbach, „aber sie haben gemogelt, gefaket, geschummelt und geskriptet. Nicht alles, was sie in ihrer Show als die Wahrheit präsentiert haben, war echt.“ Was Orbach am Anfang und auch im Laufe der Sendung nicht sagt: Auch, was bei „Töne, Texte, Bilder“ präsentiert wird, ist nicht alles echt. Es wird gefaket.

Das erste Thema, das in der Episode ausführlicher behandelt wird, sind die Auswirkungen des Coronavirus auf den Fußball. Orbach begrüßt die Hörerinnen und Hörer nach dem Jingle mit „Töne, Texte, Bilder hier, das Medienmagazin bei WDR 5 am Samstagmittag.“ Den Samstagmittag betont die Moderatorin auch noch. Danach verweist sie darauf, dass in ein paar Stunden wieder die Spiele in der Fußball-Bundesliga angepfiffen werden. Alles klingt, als würde die Moderatorin gerade live im Studio sitzen und die Sendung präsentieren. Das ist aber nicht so. fair radio ist bei Twitter darauf hingewiesen worden, dass WDR 5 die Sendung schon vor der Ausstrahlung im Radio als Podcast hochlädt. Auf Anfrage räumt der WDR ein, dass die Sendung am Freitag aufgezeichnet wird, und begründet das Vorgehen so: „Die Redaktion geht so vor, um den Aufwand für die Sendung im Rahmen zu halten.“ Und nicht nur das: Auch bei anderen Sendungen werde so vorgegangen. Als Beispiele nennt der WDR „das Genussmagazin ‚Alles in Butter‘, die Religionssendung ‚Diesseits von Eden‘, das Literaturmagazin ‚Bücher‘ und die ‚Polit-WG'“.

Den Radiohörerinnen und -hörern wird eine Livesendung vorgegaukelt. Probleme sieht der Sender in diesem Vorgehen nicht. Aber: „Problematisch wäre die Aufzeichnung, wenn sie dazu führen würde, dass die Sendung on air nicht up to date ist. In der Regel sind die genannten Sendungen aber eher hintergründig angelegt, von daher ist eine Liveausstrahlung nicht zwingend.“ Außerdem behalte sich die Redaktion vor, bei aktuellen Entwicklungen doch noch in die Livesendung wechseln zu können. Wir von fair radio fragen uns: Der Moderator/ die Moderatorin muss für diesen Fall kurzfristig greifbar sein. Warum kann er/ sie dann nicht einfach die Sendung sowieso live produzieren und WDR5 stellt den Podcast erst nach der Ausstrahlung im Radio zur Verfügung?

Dass die Sendung so produziert werde, sei „eine Entscheidung der Programmleitung in Abstimmung mit der verantwortlichen Redaktion“ gewesen. Heißt: Auf höchster Ebene wurde festgelegt, die Sendung mit „Live-Anmutung“ (Zitat: WDR) zu präsentieren.

Warum aber dieses Theater? Warum sagt WDR 5 nicht klar, dass es sich um eine Aufzeichnung handelt? Das würde den hintergründigen Charakter der Sendung nicht ändern. Vom WDR heißt es dagegen, dass die Sendungen „on air nicht ausdrücklich als Aufzeichnungen gekennzeichnet“ werden. Auf Nachfrage antwortet die WDR-Pressestelle so: „Wir weisen unsere Hörer*innen an den Stellen on air darauf hin, an denen wir es redaktionell für sinnvoll bzw. notwendig halten.“ fair radio findet: In Zeiten, in denen es um die Glaubwürdigkeit der Medien im Allgemeinen und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Speziellen geht, wäre eine klare Kennzeichnung oder zumindest der Verzicht auf die „Live-Anmutung“ aber wichtig. Eine mögliche Kennzeichnung soll laut WDR über den Elektronischen Programm-Guide (EPG) erfolgen – im Radio allerdings nicht.

Zurück zu Joko und Klaas und Moderatorin Steffi Orbach. Orbach kommt am Ende zu dem Schluss, die beiden hätten „Fernsehunterhaltung gemacht, und zwar ziemlich gute. So gut, dass wir das alle geglaubt haben.“ Ein Maßstab, der eigentlich nicht für einen Sender wie WDR 5 gelten sollte. Dass Radiosendungen erst als Podcasts veröffentlicht werden und dann im Radio laufen, funktioniert übrigens auch ohne die „Live-Anmutung“. Das zeigt ausgerechnet der Sender, für den Steffi Orbach auch vor dem Mikrofon steht: Deutschlandfunk Nova. Dort wird auf solche Anmutungen in den Podcasts verzichtet.

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