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Von SWR3 bis 1LIVE: Antworten aus der Konserve

Über Gespräche im Radio, die keine sind

Es ist ohne Frage ein Dilemma, dass das Radio rund um die Uhr sendet, Gesprächspartner aber nicht rund um die Uhr verfügbar sind – erst recht, wenn es Promis sein sollen. Toll also, dass die Stars trotzdem auf Knopfdruck „live“ ins Studio kommen. Bequem für die Macher.

Man könnte aber auch sagen: Etikettenschwindel. Denn dem Hörer wird einmal mehr etwas vorgegaukelt, was nicht den Tatsachen entspricht.

Zwei aktuelle Beispiele:
SWR3 am 29.03.09 – „Im Gespräch“ mit vorbereiteten Antworten

[audio:http://www.fair-radio.net/wp-content/uploads/2011/01/Live-Fake-SWR3-29.03.09-testneu.mp3]

1LIVE am 16.04.09 – Der Gast der nur eine Aufnahme war

[audio:http://www.fair-radio.net/wp-content/uploads/2009/06/2009-04-09_Live-Fake_1LIVE01128.mp3]

Beides Live-Fakes, also Gespräche, die so nie statt gefunden haben. Sie sind aufgezeichnet und bearbeitet. Die Antworten wurden einzeln zurecht geschnitten. Der Moderator stellt auf Sendung die passenden Fragen dazu.

Trotzdem wird der Hörer in beiden Fällen im Glauben gelassen, die Gäste seien live im Studio. Bei der Aufnahme von 1Live wird der Gast sogar explizit als im Studio anwesend begrüßt. Warum?
Vermutlich um eine Authentizität und Unmittelbarkeit vorzutäuschen, die so aber nicht gegeben ist.

Aus Sicht von FAIR RADIO gibt es zwei Gründe, diese Praxis zu hinterfragen: Erstens, weil Radiomacher sich der Wahrhaftigkeit gegenüber den Hörern verpflichtet fühlen sollten. Schließlich würden wir als Journalisten doch auch jeden Saftladen anprangern, der Saft aus Konzentrat unter dem Etikett „frisch gepresst“ verkauft. Und zweitens, weil diese Praxis langfristig zerstört, was den Hörfunk eigentlich ausmacht: Das Vertrauen der Hörer in einen aufrichtigen und glaubwürdigen Tages-Begleiter.

Spätestens dann, wenn der Hörer merkt, dass ihm das Konzentrat als frischer Direktsaft verkauft wurde, ist das Vertrauen dahin. Und da diese Praxis inzwischen weit verbreitet ist, ist der Live-Begriff schon jetzt mehr als angegriffen.

Auch hier sollten also die FAIR RADIO-Grundsätze gelten:
Es wird nichts vorgegaukelt, was nicht tatsächlich so ist
Was nicht wirklich live ist, wird auch nicht als live verkauft

Foto von thomaswanhoff: "Fisch in Dosen"
Some rights reserved. Quelle: http://www.piqs.de

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