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Zickenkrieg on air oder eine billige Nummer?
UPDATE:
Landesmedienanstalt: Es war ein Fake und „medienethisch bedenklich“

Zum Update vom 09.03.2015

Sie posieren auf Werbeplakaten, die drei hübschen Frauen vom Jugendsender bigFM, die sich „Drei Engel für Deutschland“ nennen. Wer würde sich da nicht freuen, wenn er zumindest eine der süßen Moderatorinnen mal anrufen könnte? Wäre doch super.

Das dachte sich bigFM wohl auch – und veröffentlichte am 26. November in der Morgenshow die angeblich private Handynummer von Larissa. Das „Rad des Schicksals“, eine feste Rubrik innerhalb der Sendung, hatte das scheinbar so entschieden. Die Nummer wurde daraufhin nicht nur on air genannt, sondern auch auf der Facebook-Seite von Moderatorin Susanka Bersin gepostet.

Für den Rest des Morgens wurde das Thema dann ausgeschlachtet. Ein Beispiel von kurz nach 9 Uhr:

Klingt wie ein lustiger Scherz: Susanka freut sich wie ein kleines Kind über angeblich hunderte ungelesene SMS auf dem Telefon der Kollegin. Die scheint nicht gerade glücklich, zeigt aber kaum Interesse daran, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

BigFM facebookpost

Wow: Ein echter Zickenkrieg on air?

Auf der Facebook-Seite von Susanka tummeln sich unterdessen HörerInnen, die die Aktion überhaupt nicht lustig finden. Manche nennen es schlicht Fake. Der Tenor: BigFM würde nie echte Privatnummern von Mitarbeitern veröffentlichen.

Weihnachtsmann

Als klar wird, dass die genannte Handynummer nicht bei WhatsApp registriert ist, werden noch mehr Hörer misstrauisch: Sollte ausgerechnet Larissa wirklich nicht unter den 600 Millionen Nutzern des Kurznachrichtendienstes sein?

Whats App Fake

Einige halten die Rufnummer für echt, sind aber ebenso schockiert: Wie kann es sein, dass man bei bigFM private Daten von Kollegen einfach so ins Netz stellen darf?

Das allerletzte

Egal ob Fake oder nicht – die Empörung ist auf beiden Seiten berechtigt. Ist die Rufnummer erfunden, bedeutet das: bigFM hat seine HörerInnen absichtlich hinters Licht geführt. Und das zerstört auf lange Sicht das Vertrauen in den Sender.

Nicht euch verarscht

Ist die Rufnummer echt, bedeutet das: Die Privatsphäre der eigenen Mitarbeiter ist bigFM offenbar einen Dreck wert, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, in denen Moderatorin Larissa jetzt steckt. Dass sie all ihren Kontakten demnächst ihre neue Nummer mitteilen darf, ist da noch das kleinste Problem.

Wir bei Fair Radio lehnen Fakes ab. Paradoxerweise können wir im Fall bigFM nur hoffen, dass es einer ist. Denn gerade ein Jugendsender sollte beim Thema Privatsphäre im Internet eigentlich etwas mehr Sensibilität an den Tag legen, auch mit Blick auf das besonders unter Jugendlichen verbreitete Cybermobbing.

Und bigFM? Gibt „zu laufenden Programmaktionen […] grundsätzlich keine Kommentare ab“, wie uns der Sender mitteilt. Stattdessen reitet der Sender einfach weiter auf dem Thema rum. Den ganzen Tag lang wird stündlich auf die Aktion verwiesen.

Wer diese Aktion wie wir völlig daneben findet, der kann sich übrigens ganz einfach bei der zuständigen Landesrundfunkanstalt LfK beschweren. www.programmbeschwerde.de

Gastautor Constantin Pläcking

Constantin Pläcking, Jahrgang 88, ist Student und Medienmacher in Tübingen. Er bloggt unter neckarstudent.de und schreibt für diverse Zeitungen. Er ist begeisterter Radiohörer und war wiederholt auch selber -macher. Seriosität und journalistisches Ethos sind ihm wichtig.


UPDATE 09.03.2015:

lfk logo_big_farb

Die LfK urteilt klar: Das BigFM-Handyspiel ist medienethisch bedenklich.

Nach unserem Bericht haben sich mehrere fair radio-Unterstützer bei der zuständigen Landesanstalt für Kommunikation (LfK) über die Handy-Aktion bei bigFM beschwert.

Ergebnis:
Auch die Medienanstalt hält „diese Aktion für misslungen und in ihrer Wirkung sowohl aus medienethischer als auch aus medienpädagogischer Sicht für bedenklich.“

Außerdem wird in der Rückmeldung durch die LfK klar: Die Aktion war wirklich ein Fake.

Im Schreiben der LfK vom 04.03. heißt es wörtlich:

nach Abschluss unserer Prüfung darf ich Ihnen auf Ihre Programmbeschwerde gegen die (vermeintliche) Herausgabe der Privatnummer einer Moderatorin i.R.d. Rubrik „Rad des Schicksals“ am 26.11.2014 bei bigFM mitteilen, dass zwar kein medienrechtlicher Verstoß festgestellt werden konnte, da nicht die echte Handynummer der Moderatorin, sondern lediglich eine für die Aktion angeschaffte Prepaid-Nummer herausgegeben wurde.

Jedoch halten wir diese Aktion für misslungen und in ihrer Wirkung sowohl aus medienethischer als auch aus medienpädagogischer Sicht für bedenklich. Aus diesem Grunde befasste sich auch der LFK-Medienrat mit der Aktion, der sich der Beurteilung der Verwaltung anschloss.
Dies wurde gegenüber bigFM deutlich schriftlich kommuniziert.

fair radio freut sich über die klare Einschätzung der LfK und des Medienrates.
Da kein medienrechtlicher Verstoß vorliegt, hat die LfK diese Bewertung jedoch nirgends auf ihrer Seite veröffentlicht. Das bedauern wir von fair radio sehr. Wir sind der festen Überzeugung, dass solch fragwürdigen Inszenierungen nur durch konsequentes Anprangern und Öffentlich-Machen beizukommen ist.

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