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FAIR RADIO ist nicht allein

Jetzt fordert auch der DJV: Keine vorgefertigten Antworten in Interviews

Was für eine Unsitte:
Der Interviewte antwortet, was er will. Der Interviewer fragt so, dass die Antwort passt.
Verkehrte Welt? Nein. Moderne PR. Denn die gibt Antworten vor. Journalisten fragen auf Lücke.
Auch Radiosender setzen diese Methode oft unhinterfragt ein

Eine Praxis, die FAIR RADIO schon lange kritisiert. Jetzt hat auch der Deutschen Journalistenverband einen entsprechenden Aufruf gestartet, bedauerlicherweise aber wieder ausschließlich mit Beispielen aus dem Fernsehen. [ug] Berlin/Rostock – Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert Rundfunksender auf, keine Interviews zu senden, die von den Betroffenen selbst gefertigt wurden.

Der DJV fordert die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunksender in der Bundesrepublik auf, keine Interviews oder Originaltöne zu senden, die von den jeweils Betroffenen selbst gefertigt wurden.
So käme es beim Fußball bzw. bei Wirtschaftsunternehmen vor, dass Sendern keine Interviews mehr gewährt würden, sondern nur noch selbst gefertigtes Material zur Verfügung gestellt wird.

„Nachfragen von Journalisten sind damit unmöglich, die Informations- und Meinungvielfalt wird eingeschränkt“, heißt es in einer Entschließung des DJV auf dem Bundesverbandstag in Rostock.

Als Beispiel für eine derartige Praxis führen die Verbandsvertreter den FC Bayern München an.
Dort dürften Interviews mit Spielern nur noch vom vereinseigenen FCB.tv gemacht werden. Erst nachdem sie dort exclusiv liefen, würden sie anderen Sendern zur Verfügung gestellt.
Auch Nationaltrainer Joachim Löw verweigerte kürzlich zum „Fall Ballack“ Interviews und ließ sich nur von einem DFB-„Reporter“ interviewen. Den Sendern blieb nur die Wahl, entweder das vorgefertigte Stück zu übernehmen, oder auf eine Berichterstattung zu verzichten.

Ein ähnliches Vorgehen praktiziere auch die Deutsche Bahn. Das Unternehmen verweigere zunehmend Interviews und verweise auf ihr eigenes Fernsehen „Bahn TV“

Dazu Udo Seiwert-Fauti von FAIR RADIO:

Ich erinnere mich noch an die Verblüffung, als die bundesweit für ihre kritischen Berichte bekannte (öffentlich-rechtliche) Kollegin während einer Diskussion in einem Sender locker ihr Unverständnis äusserte, dass wir FAIR RADIO-Leute gegen die Übernahme von Teilen oder ganzen Interviews seien, die von Industriefirmen und Unternehmen oder auch Ministerien anstelle von Live-Interviews angeboten werden. Sie müsse das nehmen, weil die Konkurrenz das auch habe und ohne diese vorgefertigt angebotenen Interviews wäre sie im Nachteil. Unverständnis im Publikum, was mich und uns alle hoffen ließ. Wir sind der Meinung, wir als Macher geben damit die Kontrolle über die Interviews aus der Hand, wenn wir das nehmen, was andere anbieten, und was uns weniger Arbeit macht, zugegeben.

Jetzt haben wir es also auch vom Deutschen Journalist(Innen)en- Verband schriftlich. Denn die beschriebene Praxis ist unakzeptabel und gegen das Selbstverständnis journalistischer Arbeit. In diesem Sinne werden wir auch auf anderen Gebieten gerne der Vorreiter sein und als Erste auf Missstände aufmerksam machen. Das Faken von angeblichen Live-Interviews ist auch so eine Sache, die aufgrund unserer „Anprangerung“ vermehrt in Redaktionen diskutiert wird. Nur weiter so, auf uns dürfen alle zählen!

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