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„Gute Radiomoderatoren halten sich an einfache Regeln“

Thadeusz und zwei (weitere?) Leitlinien für FAIR RADIO

Eine Kolumne von Jörg Thadeusz in der Berliner Zeitung zeigt: FAIR RADIO käme vielleicht sogar mit ZWEI einfachen Regeln aus.

„Den Hörer wie einen erwachsenen Menschen behandeln. Nur reden, wenn es was zu sagen gibt.“

Danke, Jörg Thadeusz.

Die ganze KOLUMNE aus der Berliner Zeitung vom 19. Juli:

Lieber Herr Thadeusz,
können Sie jungen Menschen den Rat geben, Radiomoderator zu werden?

Jörg Thadeusz:

Radiomoderatoren sind Kriegerinnen und Krieger. Sie kämpfen immer. Zuallererst mit der Zeit. Oder auch nur der Uhr. In meinen ersten Tagen als Radio-Mann musste ich einsehen, dass selbst das Ablesen einer Digitaluhr gar nicht so einfach ist. „Es ist 23 Minuten nach sieben“, stammelte ich, und der Redakteur rollte schon wieder mit den Augen. Diese Tyrannen, die auch ein Mikrofon haben, aber nur mit dem Moderator sprechen, verhängen gern Strafzeiten. „Wir haben eine Minute übrig, sag mal irgendwas“, sagen sie und verbergen ihre diebische Freude hinter einem ausdruckslosen Gesicht. Sie wissen genau, der unglückliche Ansagerwurm sitzt in einer schalldichten Kabine und erlebt momentan überhaupt nichts. Worüber also reden?

Wenn die rote Lampe im Studio leuchtet, dann will der Mensch am Mikrofon die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Hörer. Der Handwerker soll den Bohrmeißel ruhen lassen, die Charlottenburgerin die Dusche noch nicht aufdrehen. Oft sind aber nur dann alle Ohren auf, wenn Weghören besser wäre. Wie bei der armen Kollegin von Antenne Bayern, die Autofahrern auf einer problematischen Autobahn riet, sie mögen sofort wenden.

Der Radiomoderator kämpft auch gegen seine Vorgänger. Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Anne Will, Oliver Welke, Oliver Kalkofe, alles Radiopersönlichkeiten. Wer dann um 5.17 Uhr Nieselregen und 18 Grad ansagen muss, während im Plastikbecher eine böse Kaffee-Lauge brackt, der fühlt sich vom „Wetten, dass …?“-Glamour universumsweit entfernt.

ABER: Der Radiomoderator kann in der speckigsten Freizeithose ans Pult treten, so lange er geistvoll formuliert, halten ihn seine Hörer mit Recht für elegant. Gute Radiomoderatoren halten sich an einfache Regeln. Den Hörer wie einen erwachsenen Menschen ansprechen. Nur reden, wenn es was zu sagen gibt. Und den Alliierten ins Spiel bringen: die Fantasie! Denn die Bilder, die das Radio in der Vorstellungswelt seiner Hörer inspiriert, bekommt das Fernsehen niemals hin. Also, junge Leute: entdeckt das Radio, kämpft für das Gute!

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Jörg Thadeusz moderiert dienstags die Gesprächssendung „Thadeusz“ im RBB- Fernsehen und sonnabends die Wissensshow „Die Profis“ auf Radio Eins.

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