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Schleichwerbung?
Eine Glosse im DLF.
Zwei fair radio-Meinungen.

Lasst uns nicht über Fußball reden. Aber die Berichterstattung ist durchaus einen Blick wert. Im Deutschlandfunk lief eine Glosse über TV-Kommentatoren (Halt die Klappe! Ein Loblied auf die Stummtaste). Der Autor bringt fünfmal den Namen des Herstellers unter. Schleichwerbung? Die Meinungen bei fair radio gehen auseinander.

Kevin Frisch sagt: Das ist Schleichwerbung!
Lennart Hemme findet: Das ist für die Geschichte wichtig!

fair radio-Mann Kevin Frisch meint:

Wenn sich ein Autor darüber Gedanken macht, wie das wirkt was er da im Beitrag erzählt, ist das grundsätzlich eine tolle Sache. Jetzt kommt es aber vor, dass Menschen Fehleinschätzungen passieren, so wie in diesem Fall. Es soll ein „Loblied auf die Stummtaste“ sein wie es so schön in der Überschrift heißt. Stattdessen besingt der Autor den Markennamen des Herstellers eben jener Fernbedienung mit dieser gar außergewöhnlichen Stummtaste mehrfach in derart epischer Breite, dass er mir noch zuverlässig bis zum diesjährigen Weihnachtskaufrausch im Kopf bleibt. Muss das denn sein? Definitiv nicht.

Ohne dem Kollegen bewusste Schleichwerbung unterstellen zu wollen, das geht anders. Auch die Form der Glosse hilft da nicht weiter. Genauso wenig wie zu Beginn des Beitrags noch zu sagen, dass es sich gerade nicht um Schleichwerbung handelt, sondern die Nennung des Markennamens rein aus „journalistischen Gründen unverzichtbar“ ist. Unfug. Ich oute mich dann hier gerne als einer dieser „gesetzestreuen Pfiffikusse“ wie er sie nennt, die sagen: Vorsicht, Schleichwerbung! Warum er am Anfang des Beitrags nochmal ganz dezidiert betont, dass es sich bei der Fernbedienung genauso wie bei dem zugehörigen Fernseher um „ein tolles Produkt von…“ handelt, keine Ahnung.

Der Beitrag hätte komplett ohne Nennung des Namens genauso gut und bildhaft funktioniert. Vor allem wenn ich sehe, dass es sich bei jenem Konzern auch noch um den offiziellen Technologie-Partner des Deutschen Fußball-Bundes handelt, muss ich doch erst recht hellhörig werden.

Und falls die Nennung eine Art ironischen Ton haben sollte (fünf Mal!) – naja, wir wissen alle, dass Ironie im Radio nicht funktioniert. Und wer einen Markennamen fünf Mal in seinem Beitrag auch noch so pointiert spricht während er die ach so tollen Vorzüge dieses Produkts hervorhebt, muss sich vorwerfen lassen, dass das schlicht und einfach nach Werbung klingt.

fair radio-Mann Lennart Hemme meint:

Mehr Details. Das macht die Geschichte interessanter. Das ist griffiger. Das ist pointierter. Die alte Radio-, ach was sag ich, Geschichten-Erzähl-Weisheit stimmt. Es ist näher dran, wenn ich von meinem Urlaub an der Costa Brava erzähle und der Fahrt mit dem kleinen Fiat 500 zum Melia-Hotel. Meine Urlaubsgeschichte an einer südeuropäischen Mittelmeerküste, bei der ich mit einem Kleinstmietwagen zu einem Haus einer spanischen Hotelkette gefahren bin, würde wohl auf deutlich weniger Zuhörer stoßen.

Und so ist der Ansatz des Kollegen vom Deutschlandfunk nachvollziehbar und handwerklich richtig. Die Mulde seiner Fernbedienung, die so perfekt passt, um mit dem Daumen dann zwangsläufig auf der Stumm-Taste zu landen, ist die Mulde einer Samsung-Fernbedienung. Der Deutschlandfunk nimmt hier den Verdacht der Schleichwerbung in Kauf, um die Geschichte detailreicher und hörernäher zu erzählen.

Aber – wenn wir mal vom Reflex „Markennennung = Schleichwerbung“ kurz zurücktreten – welchen Werbeeffekt hat diese Nennung? Kauft sich jemand einen Samsung-Fernseher, weil dessen Fernbedienung das Erreichen der Stummtaste besonders einfach macht? Vermutet der Hörer (nicht der Journalistenkollege), dass die Firma Samsung hier Geld bezahlt, um eine Markennennung im Umfeld eines Kommentars über Fußballkommentatoren zu kaufen? Oder fühlt er sich nur abgeholt, weil er selbst gestern diese Samsung-Fernbedienung in der Hand hatte? Ich tippe auf Letzteres und freue mich gleichzeitig über jeden, der erst darüber nachdenkt, ob eine Markennennung nötig, besser oder werblich ist.

Dass der Deutschlandfunk-Kollege konsequent von „Samsung Electronics“ spricht, sollte die Nennung des koreanischen Elektronikherstellers wohl ironisch konterkarieren. Hier hätte er vielleicht auf eine andere alte Radioweisheit hören sollen: Ironie funktioniert im Radio nicht.

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