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Fairliebt ins Radio, aber auch verwundert.

Und bitte: Verarscht uns nicht!
Warum fair radio mich als junge Journalistik-Studentin ernüchtert und erleichtert zugleich.
Ein Kommentar von Eva-Marie Meyer.

 

Eva-Marie Meyer, Jahrgang 1988, studiert Online-Journalismus in Darmstadt. Sie mag gute Musik und fühlt sich in der Popkultur zuhause. Später möchte sie gerne im Radio arbeiten und findet es deshalb umso wichtiger, Fair Radio zu unterstützen.

 

Nachdem ich mich intensiv mit fair radio auseinander gesetzt hatte, blieben zwei Gefühle: Ernüchterung und Erleichterung. Ernüchterung, da mich die dubiosen Praktiken im Radio empört und überrascht haben und Erleichterung darüber, dass es mit fair radio eine Initiative gibt, die dagegen ankämpft. Dennoch für einen Hörfunkanfänger zugegebenermaßen etwas desillusionierend. Die Idealvorstellung begann zu bröckeln und ich zu staunen.

 

Journalistische Sorgfalt sollte die Bedingung für jede Veröffentlichung sein, wenn Radiosender ihre Glaubwürdigkeit behalten möchten. Ich als Journalistin in der Ausbildung bekomme das Tag für Tag ins Gedächtnis gehämmert. Doch der Hörer nimmt dabei eine für mich unerwartete Rolle ein, denn offenbar bekommt er so manches im Radio gar nicht mit. Wo im Fernsehen viele aufschreien, scheint der Hörer keinen allzu großen Wert darauf zu legen, was im Radio live ist und was nicht. Mich ereilt das Gefühl, dass die Sender sich gerne darauf ausruhen. Solange keiner meckert, können wir alles so lassen, wie es ist.


 

Es ist doch aber nicht zu viel verlangt, vor der Ausstrahlung eines Interviews zu erwähnen, wann dieses aufgezeichnet wurde. Es kostet den Radiosender nichts, schenkt ihm Glaubwürdigkeit und der Hörer ist besser informiert. Wenn aber im Fernsehen Jogi Löw einem Balljungen den Ball schelmisch grinsend abluchst oder ein weiblicher Deutschlandfan dramatische Tränen vergießt, sich dann jedoch im Nachhinein herausstellt, dass das schon vor dem Spiel aufgezeichnet wurde, nehmen es die Zuschauer auf einmal sehr genau und äußern ihren Unmut in Scharen. Da wurden Bilder und Emotionen durch die Synapsen gejagt, die in diesem Moment im Stadion gar nicht vorhanden waren.
 
 

Die Bilder scheinen der springende Punkt zu sein. Aber nur weil die Hörer nicht sehen können, muss man ihnen doch nicht Halbwahrheiten verkaufen. Wie schon zu Anfang erwähnt, schreckt das gerade mich als junge Journalistin ab, die sich vorgenommen hat mit einer gesunden Portion Idealismus in die Redaktionen zu gehen. Auch in meiner Rolle als Hörer ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich nicht verarscht werde – auch nicht bei Gewinnspielen. Ich für meinen Teil höre ganz anders Radio, seitdem ich mich mit Fair Radio beschäftigt habe. Genau da sollte die Initiative ansetzen. Mehr empörte Hörer, bedeuten mehr gewissenhafte Redaktionen.
 
 

Alle Redaktionen müssen ihrer Zuhörerschaft garantieren können, dass sie in der Lage sind die sechs Appelle, für die fair radio steht, einzuhalten. Dieses Medium gewinnt in Zeiten des Internets an Bedeutung und verliert sie nicht, wie manche behaupten mögen. Seitdem ich einen Internetanschluss besitze, höre ich mehr Radio. Diesen gefühlten Trend würde ich meiner gesamten Generation zuschreiben: Liebe Radiomacher, begeistert, informiert und bildet uns. Aber bitte verarscht uns nicht!

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