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Vorsicht vor der Bequemlichkeit!

Warum Radiomacher sich vor vorgefertigten Interviews und Beiträgen hüten sollten

FAIR RADIO hat schon mehrfach darüber berichtet: Täglich bekommen Radiostationen Angebote, sich aus fertigen O-Tönen und Antworten ein eigenes Interview zu basteln. Täglich bietet irgendein Unternehmen, irgendeine Vereinigung fertige Beiträge an, die über praktische Fragen des Alltags informieren. Zu hunderten sind solche Agenturangebote kostenlos im Internet zu finden. Selbst kleine Hörfunkstudios bekommen entsprechende Faxe auf den Tisch. Sehr bequem, sehr verführerisch.

Warum Hörfunker dennoch widerstehen sollten, auch wenn es um eine vermeintlich „gute Sache“ geht.

Ein Zwischenruf mit aktuellen Beispielen von Thomas Korte.

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Redaktionelle Beiträge und kommerzielle Werbung müssen klar und deutlich von einander getrennt sein. So wollen es die Mediengesetze in Deutschland, und das zu recht. Nur so gelingt es, Leser, Zuschauer und Hörer in die Lage zu versetzen, selbst den Unterschied zu erkennen und entsprechend das Gesagte, Geschriebene oder Gezeigte richtig verstehen und zuordnen zu können.

Doch was, wenn sich in einer Grauzone Information und Werbung zu einer Einheit vermischen? Was, wenn ein vermeintliches Informationsangebot versteckte Werbung oder bestimmte Grundhaltungen beinhaltet?

Immer mehr Unternehmen, Berufsverbände, Parteien, Ministerien und kommerzielle Einrichtungen, gemeinnützige Organisationen haben Strategien entwickelt, um eigene Interessen – seien sie kommerzieller oder ideeller Art – journalistisch geschickt verpackt Redaktionen anzubieten und kostenfrei zu liefern.

Auch Hörfunk-Redaktionen erhalten häufig solche netten Komplettangebote – mit einem perfekt formulierten Vorschlag für die einführende Moderation, mit Fragen für ein vermeintliches Live-Interview, mit speziellen Experten aus dem eigenen Haus, die auf den ersten Blick objektiv und ohne persönliches Interesse das Wissen der Welt vermitteln. Doch nicht selten machen sie dabei Meinung und verweisen auf bestimmte Produkte, Verfahren oder Grundeinstellungen.

In Zeiten knapper finanziellen Mittel sind viele Redaktionen froh über diese kostenfreien journalistischen Angebote. Das füllt Sendeplätze, schont die Budgets und sorgen für Hörerbindung, denn Service-Beiträge kommen an. Doch ihren Hörern erklären sie nicht, dass es keine selbst recherchierten Beiträge sind, dass Meinungen und Darstellungsformen nicht hinterfragt wurden und dass auch keine selbst ausgewählten Experten zu Wort gekommen sind. So verkaufen sich Meinungen und Haltungen oft auf eine absolut unkritische Art.

Und es gibt Themen, bei denen man weder etwas Böses unterstellt, noch einen kommerziellen Hintergrund erwartet – bei Gesundheitsthemen z.B. oder bei Verbrauchertipps oder Verkehrsfragen. Das Deutsche Grüne Kreuz mit Sitz in Marburg z.B. bedient sich der Möglichkeit, über einen kostenfreien Radio-Themenservice sich selbst und seine Themen im Programm öffentlich-rechtlicher und privaten Sender zu platzieren.
Die wichtigste Aufgabe des Deutschen Grünen Kreuzes ist es, die Bevölkerung zu motivieren, Verantwortung für die eigene Gesundheit wahrzunehmen. Durch Information und Kampagnen zielt der Verein darauf ab, eine gesunde Lebensweise zu vermitteln.

Das DGK arbeitet eng mit nationalen und internationalen Einrichtungen zusammen – der Weltgesundheitsorganisation, dem Bundesgesundheitsministerium oder dem Robert Koch-Institut, Ärztekammern, medizinischen Berufsverbänden, wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie Ärzten in Klinik und Praxis.

Wichtige Partner sind auch der Öffentliche Gesundheitsdienst, Krankenkassen und Apotheken und die Pharmaindustrie als Sponsoren. Doch wer zahlt, nimmt auch Einfluss auf die Inhalte. Und werden unkritisch in die Ohren der Hörer gebracht. Ein Beispiel für viele andere.

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EDIT: Wir haben am 19.10.2018 die Linkliste aktualisiert. Einige der unten stehenden Kommentare beziehen sich leider auf Links, die heute nicht mehr verfügbar sind.

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