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Hörerverarsche – soviel sie ertragen können

Wie die Mainwelle mit einer Mediamarkt-PR-Aktion Hörer verärgert

Immer wieder berichten wir bei fair radio über schwer erkennbare Schleichwerbung und PR im Radio. Und immer wieder schreiben uns Radiosender und User: Wir sollen uns mal nicht so haben. Das sei nun mal so. Und wen interessiert das schon, der Unterschied zwischen Programm und PR?

Andere Kommentare beweisen aber: Radiosender verspielen mit kaum gekennzeichneter Werbung im redaktionellen Programm ihre Glaubwürdigkeit bei den Hörern. Zum Beispiel die Mainwelle aus Bayreuth bei einem jahrelangen Mainwelle-Hörer.

Von Gastautor Jakob Bauer

Ich bin irgendwie froh, dass es bei uns ein Lokalradio gibt. Auch wenn es jetzt nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht, was Beiträge und Musikauswahl betrifft. Aber es war als Kind einfach immer cool, dass mit Radio Mainwelle im großen weiten Rundfunk auch ein Radio zu empfangen war, das ganz nah an meiner Haustür produziert wurde.

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Jakob Bauer, Jahrgang 1991, hat Kunst, Musik und Medien in Marburg und Musikjournalismus in Karlsruhe studiert. Ein gutes Radiostück ist für ihn Kunst, Handwerk und Information in einem. Er selbst arbeitet neben dem Studium in Karlsruhe als freier Autor für den rbb und ByteFM und ist als Kulturveranstalter aktiv. Radio darf für ihn Reibungsfläche bieten und mit Konventionen brechen – aber nicht betrügen.

Also habe ich das Bayreuther Radio auch mal irgendwann auf Facebook geliked, obwohl ich schon lange nicht mehr in der Heimat wohne. Facebook-Accounts von Radiosendern sind mittlerweile ja auch News-Ticker aus der jeweiligen Region, also auch News aus der Heimat.

Vor kurzem bin ich dann in meiner Facebooktimeline über einen Post von Radio Mainwelle gestolpert. Leider kann ich den Post gerade nicht wiederfinden. Relevant ist sowieso der Mitschnitt aus dem laufenden Program:

In dem wird in pseudo-journalistischer Art Werbung für eine Aktion bei Media Markt gemacht. Mit allem Drum und Dran: Verpackung, Anmoderation, Interviewtöne, Abmoderation. Nirgendwo als Werbung gekennzeichnet, außer durch ein akustisches Signal, das allerdings mitten in einer en gesprochenen Satz gesetzt ist. Und das sich mir so, vor allem durch den fehlenden Kontext des laufenden Programms, wo man die Verpackung vielleicht im Ohr hat und das Werbe-Signal erkennt, nur dadurch erschlossen hat, dass ich nach sowas gesucht hab.

Das allein finde ich schon grenzwertig. Es ging aber munter weiter. Über zwei Tage hinweg postete die Mainwelle immer wieder Videos – quasi-journalistische Beiträge – vom Gelände des Media Markts.

Mainwelle_MediaMarkt-2b

Im Gespräch mit Teilnehmern, im Gespräch mit Initiatoren, aber eigentlich nur eine brutale Werbeoffensive. Als Werbung gekennzeichnet waren diese Beiträge durch nix, nix und wieder nix.

Dann habe ich doch mal nachgefragt. Folgende Konversation kam raus:

Jakob Bauer Mainwelle_MediaMarkt (4)

Jakob Bauer Mainwelle_MediaMarkt (5)

Gehört habe ich seitdem nichts mehr von ihnen. Weder offiziell, noch persönlich – gut, ich habe auch nicht explizit darum gebeten.

Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass ein kleiner, privater Sender wie Radio Mainwelle sich finanzieren muss – vor allem lokale Unternehmen bieten da ja auch super Werbepartner. Dass das hier aber so gar nicht kenntlich gemacht wurde, finde ich allerdings wirklich unverschämt. Zumal ich auch nicht denke, dass die Hörer die Aktion deshalb weniger spannend gefunden hätten, die Resonanz war nämlich ziemlich groß – zumindest auf Facebook.

Ich werde Radio Mainwelle weiterhin liken, allerdings ist das Medium in meinem Kopf jetzt mehr als Werbeträger denn als Radio abgespeichert. Im Endeffekt bin ich nicht böse auf Mainwelle oder so. Aber ich nehme es jetzt einfach anders wahr.

Und das ist schade.

Jakob Bauer

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