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Rügen unter Verschluss

Wie die Landesmedienanstalten mit den FAIR RADIO- Beschwerden umgehen

Zehn Monate ist es her, da reichte FAIR RADIO Beschwerde bei den Landesmedienanstalten ein gegen diverse Radiostationen. Unser Vorwurf: Mangelnde Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten. Offenbar zurecht. Denn in der Tat wurden mehrere Sender von ihren Landesmedienanstalten gerügt.

Doch komisch: Öffentlich erfahren darf das niemand!
Und selbst wir von FAIR RADIO als Beschwerdeführer mussten bis heute – zehn Monate – auf eine offizielle Reaktion warten.

Unser Fazit:
Gelungenes Beschwerdemanagement und verlässliche Medienaufsicht sieht anders aus.
Wie es funktionieren und wie entschlossen man Verstöße verfolgen könnte, zeigt immer wieder die britische Medienaufsicht OFCOM. Die scheut sich nicht auch dicke Fische mit deftigen Strafen zu belegen. Hinweisen von Beschwerdeführer wird akribisch nachgegangen. Wir dagegen mussten für eine Reaktion auf unsere Beschwerden monatelang bei den zuständigen Landesmedienanstalten nachfragen und immer wieder wochenlang auf Antwort warten.

Nachdem bereits eine Veröffentlichung der Rügen – zumindest für Bayern – angekündigt war, dann heute – nach zehn Monaten – die enttäuschende Nachricht der BLM: Nein, die Rügen bleiben unveröffentlicht.

Auch im Jahresbericht der bayerischen Medienaufseher werden die Rügen also wieder nur als geheimnisvolle Zahlen erscheinen. 2007 umfasste der Hinweis auf Werbeverstöße sage und schreibe 9 Zeilen in einem 120seitigen Geschäftbericht!

Auszug aus dem BLM-Geschäftsbericht 2007: Gerade mal neun Zeilen über Verstöße im Hörfunk.

Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, wie massiv die Werber in die Programme drängen und wie ungeniert die Sender vorgefertigte Beiträge einsetzen.

Denn längst liegt der Verdacht nahe, dass die angemahnten Verstöße eben KEINE Einzelfälle sind.

Erst jüngst machte wieder ein Fall von bezahltem „Agenturjournalismus“ von sich Reden: Sender hatten bezahlte PR-Beiträge nachweislich ins Internet übernommen. Erneut ging es dabei um Beiträge einer Agentur aus Stuttgart, die fertiges Material anliefert, das von Firmen bezahlt wird. Die „üblichen Verdächtigen“ unter den Radiostationen hatten und haben die Beiträge der Agentur ins Internet gestellt.

Gleichzeitig haben ehemalige Mitarbeiter der Agentur längst bestätigt, dass Beiträge, die in das Internetportal übernommen werden, auch in den jeweiligen Sendern ausgestrahlt werden. Eine entkoppelte Verwertung gebe es nicht. Ehemalige Geschäftspartner der Agentur haben dank FAIR RADIO bei REPORT MAINZ zudem bereits bestätigt, dass den Sendern die Übernahme dieser Agentur-Beiträge bezahlt wird!

Kurzum: All diese Hinweise sollten unseres Erachtens Anlass genug sein, den Sendern genauer auf die Finger zu schauen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass eine gewissenhafte Auswertung von Mitschnitten über kurz oder lang den Beweis erbrächte, dass die fraglichen Sender bezahlte Agenturbeiträge on air als eigene redaktionelle Stücke verkaufen – und zwar prinzipiell.

Wir bedauern sehr, dass FAIR RADIO als ehrenamtliche Initiative eine solche Auswertung nicht leisten kann, glauben aber, dass es durchaus lohnende Aufgabe einer Landesmedienanstalt wäre, hier weiter zu forschen und Sender, die Sünder sind, auch beim Namen zu nennen.

Und wer weiß: vielleicht bieten die Kollegen der britischen OFCOM ja Fortbildungsseminare an? Wünschen würden wir es uns. Denn die OFCOM hat einen gerügten Sender sogar dazu verdonnert, die Rüge im eigenen Programm vorzutragen!

Foto von Knipsermann: "Unter Verschluss!" Some rights reserved. Quelle: http://www.piqs.de

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